Ein Mischmasch van languages

4 May 2021 in Geen categorie,Kopfbrecher,Sprachschnitzer

Mir hat mal jemand gesagt, dass mein Deutsch unverständlich sei. Das war in meiner Anfangszeit hier in den Niederlanden. Mein Streben war es, um so ‚perfekt‘ wie möglich niederländisch zu sprechen. Ich wollte nicht, dass ich gemobbt werden. Das mir gesagt wurde, dass mein Deutsch unverständlich ist, tat natürlich weh.
Inzwischen habe ich mich damit vertröstet. Es ist halt ebenso. Ich spreche hauptsächlich Niederländisch und ab und zu Deutsch. In dieser Corona Zeit, in der ich Deutschland nicht besuchen darf, leider noch weniger. Fernsehen – Tatort – und das Lesen helfen mir.
Wie ihr wahrscheinlich wisst, bin ich vor 2 Jahren von einem Berg gefallen und habe mir eine sehr schlimme Gehirnerschütterung zugezogen. Ich konnte so gut wie gar nichts. Die Reha hat lange gedauert. Es geht mir wieder gut.

In dieser Reha-Zeit habe ich in einigen Artikeln gelesen, dass das Aufgreifen von alten Gewohnheiten, von Sprachen, die man gelernt hatte und von Musik hilfreich sind. Ich hatte dazu halt keine Lust. Wandern, kreative Aktivitäten und Schlafen haben mir geholfen.
In der letzten Periode der Reha habe ich dann doch das Englisch aufgegriffen. Ich muss es ab und zu in meiner Arbeit als Dozent anwenden und fühlte mich immer ‚wie ein I-Männchen. Mein Gehirn wollte nicht so richtig die Wörter finden und meine Zunge machte Überstunden. Ich fand, dass es furchtbar klang. Es musste und konnte verbessert werden.
Ich habe mich angemeldet für Sprachstunden. Erst auf sehr niedrigem Niveau und in einer Gruppe. Auf die Dauer war es langweilig, weil ich den Kontakt vermisste – wegen Corona war es online – und das Tempo war schneckenhaft. Beim zweiten Kurs habe ich mich für ‚walk and talk‘ in Oosterbeek entschieden; Einzelkurs, laufend im Park des Airborne Museums mit einem Lehrer, der in der Nähe wohnte und viel erzählen kann über die Gebäude und Geschichte und noch dazu ein ‚niet-nederlander‘ ist. Es macht unheimlich viel Spaß und ich mache gute Fortschritte. Alte Gehirnzellen werden aktiviert und manchmal wundere ich mich über mich selbst: ich verwende Wörter und Redewendungen, die ich anscheinend noch aus der Gymnasialzeit kenne. Het is magic.
Ich merke aber auch, dass ich ab und zu alles Durcheinander schmeiße. Mal niederländische Wörter, mal deutsche und mal englische. In der Unterrichtstunde so wenig wie möglich. Die Konzentration ist von daher anstrengend. Es macht Spaß.
Einmal habe ich meinen Lehrer um Feedback gefragt. Sag mal, wie denn mein Englisch ist. Er meinte, dass mein Englisch gut wäre, ich habe einen großen Wortschatz, meine Grammatik ist so lala und beim Satzbau würde ich die deutsche Version verwenden. Darüber musste ich erst mal nachdenken. Er gab mir den Auftrag, um Essay auf Englisch zu schreiben und darauf zu achten, wie es das mache. Beim Schreiben fiel mir auf, dass ich – wenn ich ein Wort nicht wusste – eher aufs niederländische Wort zurückgreife und dann übersetze. Der Satzaufbau ist eher deutsch und nicht englisch. Ich schreibe es erst auf und wenn ich fertig bin, gucke ich mir den Text an und verschiebe die Wörter. Die englischen Regeln kenne ich inzwischen auch. Die gleiche Taktik wende ich beim Schreiben eines niederländischen Textes an.
Ich wollte eine Erklärung. Die bekam ich in der Metapher eines Baumes: ich bin der Baum, der in der deutschen Erde aufgewachsen ist und dessen Grundregeln der Sprache ich anwende, ohne darüber nachzudenken, der jetzt – wo ich in den NL wohne – seine Nahrungsstoffe aus den Blättern holt, die rund um den Baum gefallen sind. Die sind niederländisch und nähren meinen Baum. Desgleichen gilt fürs englische. Was so viel besagen will, als dass ich alle drei Sprachen gleichermaßen anwenden und sprechen und dass die Grundfarbe halt eben das Deutsch ist.
So ab und zu übe ich zu Hause und überprüfe mich selbst.
Heute war schlechtes Wetter und Sturm. Ich hatte mich entschlossen eine Bluse zu nähen. Beim Ausradeln der Teile aus der Burda merkte ich bei der Beschriftung der Teile, dass ich ungewollt mal ‚rückwärtige Mitte‘ schrieb und mal ‚recht van draad‘. Es geht so ab und zu durcheinander.
Außerdem muss ich zugestehen, dass es mir Spaß macht, mal ein englisches Wort ‚einzuschmeißen, wenn ich finde, dass es besser beim Inhalt und zum Kontext passt. Oder weil ich das Wort einfach großartig finde. So wie ‚sophisticated‘. Das entsprechende Wort auf Niederländisch oder deutsch fällt mir dann auch einfach nicht ein. So sagte ich zu meinen Kindern auch immer: so jetzt reicht es aber.
Ich fühle mich reich und bereichert! Und bunt gefällt mir halt eben.

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