Von draußen, vom Walde komm ich

20 December 2010 in Jugenderinnerungen,Traditionen

Weihnachten lanier 67Weihnachten lanier 67

Ich gucke von meinem Arbeitszimmer nach draußen in meinen überschneiten Garten. Heute scheint endlich die Sonne! In dieser Winterpracht sieht der Garten ganz anders aus. Eigentlich müsste man jetzt nach draußen gehen und wandern. Den Kopf leer machen und sich auf Weihnachten vorbereiten.

Schließlich sind es noch 4 Tage bis Heiligabend und laufen die Vorbereiten fürs Fest auf vollen Touren. Früher hatten wir als Kinder auch so unsere Vorbereitungen. Natürlich waren die anders wie jetzt.
Als Kind bedeutet es u.a. das Auswendiglernen von einem Gedicht, das dann am Heiligabend vorgetragen werden musste/konnte an Grosseltern, Eltern und Besuch.

Ich weiß noch wie heute, dass mein Vater sich dann zu mir ans Bett setzte mit einem Buch mit Weihnachtsgedichte. Ich glaube es war ein kleines Taschenbuch, blau oder rot? Zeile für Zeile, Strophe für Strophe musste ich das Gedicht auswendig lernen. Mit viel Geduld und Humor hat es dann geklappt. Ich konnte es auswendig und war natürlich nervös. Aber ich hatte einen guten Vorsager wenn es mal nicht so klappen sollte: meinen Vater.

Und fürs nächste Jahr war dann ein anderes Gedicht angesagt.

Eines von diesen Gedichten hat einen besonderen Eindruck hinterlassen. Warum? Ich weiß es nicht mehr.

Von draußen, vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Überall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein blitzen,
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.

Und wie ich strolch’ durch des finstern Tann,
da rief’s mich mit heller Stimme an:
“Knecht Ruprecht”, rief es, “alter Gesell´,
heb deine Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
alt und jung sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn,
und morgen flieg ich hinab zur Erden;
denn es soll wieder Weihnachten werden!”

Ich sprach: “Oh lieber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo’s eitel gute Kinder hat.”

“Hast denn das Säcklein auch bei dir?”
Ich sprach: “Das Säcklein, das ist hier;
denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern.”

“Hast denn die Rute auch bei dir?”
Ich sprach: “Die Rute, die ist hier;
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil den rechten!”

Christkindlein sprach: “So ist es recht;
so geh mit Gott, mein treuer Knecht!”
Von draußen, vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hier innen find!
sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?

Und erst jetzt sehe ich dass es eigentlich ein Nikolausgedicht ist. Komisch.

So, auch diese Vorbereitung fürs Fest ist erledigt. Ich wollte dieses Gedicht mit Euch Lesern teilen.
Ich wünsche allen ein schönes und geruhsames Fest, einen guten Rutsch und ein gesundes Neues Jahr.

2 reacties | laat een reactie achter ↓

1 Alexandra 20 December 2010 at 7:16 PM

Hallo Claudia,

das mit dem Gedicht ist doch eine sehr schöne Tradition.

Ich wünsche Dir ebenfalls ein schönes, entspanntes Weihnachtsfest und schon mal alles Gute fürs kommende Jahr!

Groetjes uit Duitsland
Alexandra

Reply

2 Claudia van der Velpen 21 December 2010 at 6:14 PM

Ja stimmt. Im Nachhinein waren das auch immer sehr intieme Kontakte mit meinem Vater. Leider lebt er nicht mehr.
Tschüss und frohe Weihnachten

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